Der Lehrer



"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

Gerecht soll er sein, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Erziehungsdefizite der Elternhäuser ausgleichen, Sucht-Prophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler und Schülerinnen gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige. Mit einem Wort:

Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nord-südlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Orten ankommen."


(Prof. Müller-Limmroht, "Züricher Weltwoche", 02.06.1988)




Mittwoch, 15. Juni 2011

Schonfastganzbald Ferien

Obwohl ja schon fast ganz Ferien sind (es sind weniger als 2 Wochen bis zum letzten Schultag), läuft der Unterricht ganz normal weiter. Seltsam irgendwie, einerseits sind alle in einer Art Glückseligkeit wegen der bevorstehenden 6 Wochen ohne Schule, andererseits aber auch im unglaublichen Schuljahresendstress. Zensuren müssen eingetragen werden, die letzten Klassenkonferenzen werden abgehalten, die Versetzungkonferenzen stehen an. Und das Sportfest, der Wandertag, die feierliche Zeugnisübergabe der 10. Und die Schüler drehen sowieso ab, jetzt, wo die Notenvergabe quasi abgeschlossen ist.

Vor der ersten Stunde standen die vier Siebtklässlerinnen, die am Freitag fast an dem Wasser aus dem Wasserhahn, das sie im Sportunterricht trinken mussten, gestorben wären, vor dem Lehrerzimmer. Sie haben sich entschuldigt für ihr alberndes Verhalten. Süß! Aber natürlich auch berechnend: Sie hoffen, dass ich nun den Eintrag in das Klassenbuch wieder zurück nehme. Mache ich natürlich nicht. Mache ich nie. Aber niedlich, wie die Schüler das immer wieder denken.

Ich hatte heute meine 7. im Sport. Wir haben Kugelstoßen geübt, die Schüler hatten das noch nie gemacht und großen Spaß daran. Nachdem ich alles erklärt und vorgemacht habe und auf die häufigsten Fehler hingewiesen hatte, fragte Hassan: "Ey Frau Schmidt, und dafür ham Sie mehrere Jahre studiert? Das is doch übereinfach!".

Mit der 9. hatte ich heute eine Vertretungsstunde, in der ich uns allen etwas Abwechslung gegönnt habe: Die Jungen haben einen Fußball bekommen und waren glücklich, ich habe mit den Mädels die Geräteräume der Sporthalle aufgeräumt und sauber gemacht. Sehr gemütlich. Ganz kurz gab es Stress, weil zwei Mädels sich im Umkleideraum verschanzt hatten und kaum dazu zu bewegen waren, nach unten in die Halle zu kommen. Als ich mit Tadel drohte, hieß es gleich: "Oha, Frau Schmidt, was regen Sie sich denn so auf?" Ja, was rege ich mich eigentlich auf? Die zwei bleiben eh sitzen, da ist eh nichts mehr zu machen....

Mit der anderen Neunten habe ich noch einmal für die Pendelstaffel morgen beim Sportfest geübt. Skandal!! "Nee, ich lauf ganz bestimmt nich. Überpeinlich!", "Ey Frau Schmidt, das ist ohne Sinn.", "Über die Scheiße hier, ich lauf nich." 12 Schüler brauchen wir pro Klasse als Läufer - ich hätte nie gedacht, dass das soooo schwer sein könnte. Wir werden sehen, wer morgen überhaupt kommt. Ich glaub ja, dass es nicht viele sein werden - umso besser für uns, da haben wir auch weniger Stress!

2 Kommentare:

  1. Darf ich fragen, woher genau sie kommen, wenn in 2 Wochen schon Sommerferien sind?
    Ich habe gerade die erste Woche Pfingstferien und dann dauert es glaube ich nochmal 4-6 Wochen, bis bei uns die sommerferien vor der Türe stehen... o.O

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  2. Berlin - the place to be für baldige Ferien ;-)

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