Der Lehrer



"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

Gerecht soll er sein, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Erziehungsdefizite der Elternhäuser ausgleichen, Sucht-Prophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler und Schülerinnen gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige. Mit einem Wort:

Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nord-südlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Orten ankommen."


(Prof. Müller-Limmroht, "Züricher Weltwoche", 02.06.1988)




Montag, 27. Juni 2011

Klassenfrühstück

Weil wir vorgestern die letzten beiden Englischstunden hatten, habe ich beschlossen, mit meiner 7. gemeinsam zu frühstücken. Die meisten hatten sich auf die Liste eingetragen und wollten alle Zutaten für ein Frühstück mitbringen. Nach längeren Diskussionen konnte ich sie sogar dazu bewegen, einen großen statt fünf kleine Gruppentische zu bauen, und das Frühstück begann ganz gemütlich. Es gab zwar einige Beschwerden, weil das versprochene Nutelle nicht da war, aber insgesamt ging es - abgesehen von dem üblichen Rumgebrülle der Jungs - ganz entspannt zu. Bis ca. 10 Minuten vor Ende der ersten Stunde, als die Schüler satt waren und die Jungen begannen, sich eine Weintraubenschlacht zu liefern, mit Plastikflaschen Fußball zu spielen und sich zu verprügeln. Die meisten Aktionen konnte ich ziemlich schnell unterbinden, aber der Klassenzimmerfußboden war hinterher trotzdem voller zertretener Weintrauben. Und das T-Shirt von Charly (weiß!) hatte einen schönen großen Weintraubenfleck. Sie beschwerte sich natürlich lauthals und verlangte sofort die 12 Euro zurück, die das T-Shirt gekostet hatte. Gilian weigerte sich, das Geld rauszurücken, Charly ging drohend auf ihn zu, Gilian machte sich kampfbereit....und ich ging im letzten Moment dazwischen. Und dann das Theater, dass es gab, als alle Tische wieder ordentlich zurück gestellt werden sollten. Gilian fand, dass man durchaus einen ganzen Kuchen wegschmeißen konnte, was den sofortigen Protest einiger Mädels nach sich zog ("Ey Frau Schmidt, der Spast hat einen ganzen Kuchen weggeschmissen. Die armen Kinder in Afrika!"). Never again! (zumindest nicht mit dieser 7....).

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