Der Lehrer



"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

Gerecht soll er sein, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Erziehungsdefizite der Elternhäuser ausgleichen, Sucht-Prophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler und Schülerinnen gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige. Mit einem Wort:

Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nord-südlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Orten ankommen."


(Prof. Müller-Limmroht, "Züricher Weltwoche", 02.06.1988)




Mittwoch, 29. Juni 2011

Bye bye!

So, der letzte Tag vor den Sommerferien ist geschafft! Die beiden Stunden Sport am Dienstag verliefen mehr oder weniger reibungslos (abgesehen von der Tatsache, dass die allermeisten Schüler gar kein Sportzeug dabei hatten - "Häääää, Sport? Was Sport! Ich dachte, wir ham Zeugnisausgabe!" - aber dass hatte ich eingeplant und die Schluderer mit Müllsäcken losgeschickt, um den Sportplatz zu aufzuräumen).
In der dritten Stunde sollten die Klassenlehrer die Zeugnisse ausgeben, also hatte ich nach den ersten beiden Schluss und frei. Schlüsselabgabe, Hand schütteln, Verabschiedung, und weg. In dieser Schule werde ich nicht mehr unterrichten, und ich bin erst einmal froh darüber. Denn die Schüler waren wirklich sehr anstrengend. Das Schlimmste war das Diskutieren über jede noch so kleine Kleinigkeit. Und die Respektlosigkeit, die die Schüler teilweise an den Tag legen - ich habe Hoffnungen, dass zumindest dieses Auftreten im Gymnasium nicht mehr so verbreitet vorkommt.
Dennoch möchte ich die Erfahrungen, die ich an dieser Schule gesammelt habe, nicht missen. Mit meiner vollen Stelle konnte ich von jetzt auf gleich voll in den Schulalltag eintauchen und jeden Tag dazu lernen. Ich habe das Gefühl, im Januar in einen Tornado eingetaucht zu sein und erst jetzt, nach 5 Tagen Sommerferien und viel Abstand zur Schule so ganz langsam daraus wieder aufzutauchen. Die Zeit an der Schule war unglaublich intensiv und anstrengend, aber ich habe wertvolle Dinge gelernt, die mir bei meinem Referendariat sicher helfen werden. Denn das geht jetzt bald los. Im Gymnasium. Hoffentlich sind die Kids dort ein WENIG netter.

Jetzt erstmal: F E R I E N ! ! !

Montag, 27. Juni 2011

Klassenfrühstück

Weil wir vorgestern die letzten beiden Englischstunden hatten, habe ich beschlossen, mit meiner 7. gemeinsam zu frühstücken. Die meisten hatten sich auf die Liste eingetragen und wollten alle Zutaten für ein Frühstück mitbringen. Nach längeren Diskussionen konnte ich sie sogar dazu bewegen, einen großen statt fünf kleine Gruppentische zu bauen, und das Frühstück begann ganz gemütlich. Es gab zwar einige Beschwerden, weil das versprochene Nutelle nicht da war, aber insgesamt ging es - abgesehen von dem üblichen Rumgebrülle der Jungs - ganz entspannt zu. Bis ca. 10 Minuten vor Ende der ersten Stunde, als die Schüler satt waren und die Jungen begannen, sich eine Weintraubenschlacht zu liefern, mit Plastikflaschen Fußball zu spielen und sich zu verprügeln. Die meisten Aktionen konnte ich ziemlich schnell unterbinden, aber der Klassenzimmerfußboden war hinterher trotzdem voller zertretener Weintrauben. Und das T-Shirt von Charly (weiß!) hatte einen schönen großen Weintraubenfleck. Sie beschwerte sich natürlich lauthals und verlangte sofort die 12 Euro zurück, die das T-Shirt gekostet hatte. Gilian weigerte sich, das Geld rauszurücken, Charly ging drohend auf ihn zu, Gilian machte sich kampfbereit....und ich ging im letzten Moment dazwischen. Und dann das Theater, dass es gab, als alle Tische wieder ordentlich zurück gestellt werden sollten. Gilian fand, dass man durchaus einen ganzen Kuchen wegschmeißen konnte, was den sofortigen Protest einiger Mädels nach sich zog ("Ey Frau Schmidt, der Spast hat einen ganzen Kuchen weggeschmissen. Die armen Kinder in Afrika!"). Never again! (zumindest nicht mit dieser 7....).

Sonntag, 26. Juni 2011

Filmauswertung

Am Mittwoch habe ich mit meiner Achten den englischen Film "Bend it like Beckham" vorbereitet. Darin geht es u.a. um Themen des Erwachsenwerdens. Die Schüler sollen diskutieren, was sie machen würden, wenn sie und ihr bester Freund in dassselbe Mädchen verliebt sind. Phillip meldet sich: "Ich würde meinen Freund auslachen.". "Ich würde ihn töten!", ruft Marvin dazwischen.

Am Freitag hatte ich die letzte Stunde mit den Schülern, der Film ist beendet, die letzten fünf Minuten besprechen wir noch schnell, was ihnen beim Film gefallen hat und was nicht. Fast alle mochten den Film, aber Sören "didn't like it". "Warum nicht?" - "Ich mochte nicht, dass das Mädchen [die Hauptdarstellerin] indisch war." - "Aha. Was hätte dir denn besser gefallen?" - "A German girl. With big tits."

Donnerstag, 23. Juni 2011

Elternnachricht

Heute morgen stehe ich im Sekretariat vor dem Direktorzimmer, als Sevastina mit ihrer Freundin im Schlepptau herein kommt. Ich begrüße die Mädchen mit einem "Guten Morgen!" und schaue sie auffordernd an. "Guten Morgen", murmelt Sevastinas Freundin. Sie dagegen wedelt mit einem Blatt Papier herum: "Wegen mein Handy doch." Aha, das ist also der Brief ihrer Eltern, der bestätigt, dass sie das Handy vom Direktor abholen kann. Die Mama hat sich gestern übrigens nicht bei mir gemeldet. Dafür habe ich aber heute einen schriftliche Nachricht von Antons Mutter bekommen: Er hatte letzte Woche seinen Kaugummi auch nach zweimaliger Aufforderung noch nicht entfernt und mich auf die Nachfrage "Hast du den Kaugummi immer noch im Mund?" angelogen. Daraufhin erteilte ich ihm einen Tadel, den ich heute unterschrieben zurück bekam, mit dem Zusatz der Mutter: "PS: Einen Tadel finde ich etwas übertrieben, ein Klassenbucheintrag hätte wohl gereicht." Aha. Nächstes Mal dann....

Heute war die letzte Stunde mit einer 9. - Sport. Die Schüler durften sich deswegen aussuchen, was sie machen wollten, und wie immer entschieden sich die meisten Jungs für Fußball. Dabei scheint es immer dabei zu gehen, sich gegenseitig abzuschießen, und zwar so scharf, wie es irgendwie geht. Naja, solange dabei keiner heult...Ein paar der Jungen haben allerdings auch Basketball gespielt und sich etwas wirklich Cooles einfallen lassen: Sie haben ein Minitrampolin und eine große weiche Matte so unter einen Basketballkorb gebaut, dass sie springen und einen Dunking (Korbwurf von oben) machen konnten. Schön, wieviel Spaß sie dabei hatten. Und nach der Stunde fanden dann auch einige, dass der Unterricht bei mir immer "ziemlich cool und chillig" gewesen ist. Chillig?? Da hab ich sie wohl nicht genug laufen lassen?!

Mit meiner 7. hatte ich heute Englisch - diese Stunde sollte wirklich chillig werden. Denn ich wollte mit den Kindern nur schnell besprechen, dass wir am Montag, wenn wir die ersten beiden Stunden zum allerletzten Mal zusammen Unterricht haben, gemeinsam frühstücken wollen. Als ich im Mai schon einmal versuchte, ein gemeinsames Picknick zu organisieren, seh keiner der Schüler ein, warum er für die anderen etwas zu essen mitbringen sollte (sie wollten sich jeder mit ihrer eigenen Brotdose in den Park setzen). Als ich damals eine Liste rumgab, in der jeder eintragen sollte, was er mitbringen wollte, stand dann da drauf: "ein pickup, ein durstlöscher, ein muffin, fünf chips...". Das Picknick habe ich dann ausfallen lassen, aber diesmal hatte ich ja die ultimative Erpressung parrat: Entweder frühstücken oder Unterricht! Hat dann auch ganz gut geklappt, das Listenausfüllen, aber die Schüler waren dermaßen außer Rand und Band, dass ich alles Weitere überhaupt nicht besprechen konnte. Deswegen habe ich irgendwann an die Tafel geschrieben: "Ich bin im Medienraum, wenn ihr euch beruhigt habt, kommt bitte LEISE hinterher!" und bin los gegangen. Hat funktioniert. Sie sind hinterhergekommen. Nicht ganz leise, aber immerhin auch nicht so chaotisch und wild wie sonst.
In der Pause haben insgesamt fünf Lehrer, darunter auch ich, unseren Abschied von der Schule gefeiert. Wir alle werden im nächsten Jahr woanders unterrichten, ich gehe sehr wahrscheinlich an ein Gymnasium in Berlin Wedding. Es gab Kuchen, Saft und Sekt, Blumensträuße und eine ganz kleine Ansprache von unserem sehr gestressten Direktor (Nachbereitungen des Schuljahres, Vorbereitungen für das nächste). Ich werde aber bis Dienstag natürlich trotzdem unterrichten. Morgen zum Beispiel: Sport mit meiner anderen Neunten in den ersten beiden Stunden. Ich werde mit ihnen einen schönen kleinen Waldlauf machen (Oaaaaa, Frau Schmidt, über die Quälerei. So früh am morgen lauf ich noch nich! Ey ganz ehrlich: das ist ohne Sinn!). Na gut, danach dürfen die armen Schüler dann Fußball spielen. Oder Basketball.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Handy Faxen

Sport in der Siebten. Gestern haben wir in der ersten Stunde einen Waldlauf gemacht (diese 7. hatte auch die Strafe bekommen, in der Schule Unterricht zu erhalten am Wandertag - und in der Klasse wurde das glücklicherweise auch durchgezogen), und heute hatten die Schüler tierische Angst, dass ich das nochmal wiederholen könnte (das hatte ich gestern nämlich angedroht). Aber ich bin ja ne Nette und habe deswegen erlaubt, in den letzten beiden Sportstunden, die wir gemeinsam haben, zu spielen. Nicht irgendwas, sondern Brennball und 2-Felder-Ball, die absolut beliebten Classics.

Vor dem Unterricht stand Sevastina vor dem Lehrerzimmer. Sie sei ja krank, also sportbefreit, also sie kann nich mitmachen, und da wollt sie fragen, also......ob sie während der beiden Sportstunden, die wir haben, in einer Paralellklasse am Unterricht teilnehmen könnte. "Natürlich nicht." - "Hää, was? Warum nich? Is doch viel besser! Was soll ich sonst machn?" - "Auf der Bank sitzen und zusehen." - "Oh neee, Frau Schmidt, das ist doch unnötig. Macht doch viel mehr Sinn, wenn ich Unterricht mach." (Soweit kommt es noch, dass ich meine Schüler an andere Lehrer abschiebe, so etwas sollte man den Kollegen wirklich nur im absoluten Notfall antun. Und Sevastina war kein Notfall, der war bloß überlangweilig.). Also schlurfte sie zu Stundenbeginn in die Halle und fletzte sich auf die Bank - mit Ohrstöpseln im Ohr. "Handy weg oder es ist meins!", versprach ich ihr. "Ohhhh, Frau Schmidt, was soll ich denn hier machen, mir ist überlangweilig. Ganz ehrlich? Unnötig!" Nachdem die Mannschaften eingeteilt waren, begann das Spiel, und die Schüler hatten tatsächlich ein ganz kleines bißchen Spaß dabei (natürlich nicht offensichtlich, wie überstrebermäßig wäre das denn, sondern eher so heimlich). In der zweiten Stunde erwischte ich dann Sevastina mit dem Handy - sie gab es unter Protest ("Ich krieg das aber nach der Stunde wieder. Sonst ruft meine Mutter Sie an!" - "Kann sie gerne machen, dann kann ich ihr auch gleich mal erzählen, wie du dich hier im Unterricht benimmst!") ab. Kurze Zeit später zog ich noch zwei anderen Damen die Handys ab. Die beiden standen dann, kaum das der Unterricht beendet war, vor meiner Lehrerumkleide: Und starrten mich wortlos an. "Na, was möchtet ihr denn, ihr Zwei?" - "Unsere Handys." - "Wie bitte?" - "Kriegn wir unsere Handys wieda?" - "Nein, die bringe ich zum Direktor, dort könnt ihr sie abholen" (allerdings nur, wenn sie einen Brief der Eltern mitbringen, so lautet die Schulregel). "Ey Frau Schmidt, echt jetzt? Ganz ehrlich? Unnötig.", "Ja, Frau Schmidt, das ist übertrieben gemein. Ich erwarte einen wichtigen Anruf.", "Wir machens auch nie wieder!" ....blablabla....was Schüler immer so versprechen, wenn sie in der Klemme sitzen! Im Sekretariat merkte ich dann, dass aus Sevastinas iPhone noch Musik kam, und nach kurzer Beratung mit der Sekretärin, die genau so wenig Ahnung von den Dingern hat wie ich, habe ich es tatsächlich geschafft, es auszuschalten. Die drei Handys liegen jetzt trocken und sicher im Direktorzimmer und warten, dass ihre Besitzer mit Elternbrief angeschlichen kommen, um sie sich abzuholen - übergemein!

Kurz vor der Englischstunde mit der 8. bin ich nochmal meinen Verlaufsplan durchgegangen (das sind diese Dinger, auf denen sich der Lehrer manchmal Notizen macht, wie er so in etwa die Schüler im Unterricht beschäftigen will). Und habe gemerkt, dass ich vergessen habe, die Inhaltsangabe eines Films, den ich mit der Klasse übersetzen wollte, zu schreiben. Ups! Vor zwei Monaten wäre ich ob dieser Erkenntnis wohl in eine Art Schockstarre gefallen, schließlich war dieser Unterrichtsteil für 20 Minuten geplant...und jetzt??? Zum Glück habe ich schnell reagiert und einfach das DVD Cover kopiert und zum sinngemäßen Übersetzen (nicht Wort für Wort - der Text war wirklich kompliziert und viel zu schwer für eine 8.) genutzt. Hat auch ganz gut geklappt. Und das Highlight des heutigen Mittwochs bescherte mir Jason, als er fragte: "Frau Schmidt, darf ich Ihnen mal ein Kompliment machen?" - "Klar, immer her damit." - "Sie ham über die schönen Beine." Übergut!!!

Dienstag, 21. Juni 2011

"Und dann hab ich rischtsch geheult."

Heute Wandertag. WANDERtag. Mit richtigem Wandern. Aboooo, voll unnötig, ich schwör, ich hab kein' Bock auf son......Immerhin waren nur 14 Schüler da, weniger als die Hälfte, UND Tim war auch mit dabei, sodass der Betreuungsschlüssel bei 1:7 lag, was richtig gut war. Zusammen mit der motzenden Meute und innerlich auch nicht total erbaut von so einem Wandertag gings ab Richtung Wald, der zum Glück direkt hinter unserer Schule anfängt. In der Zivilisation brauchten wir uns mit den Schülern wenigstens nicht blicken lassen. Während die Jungen sofort mit ihrer üblichen Kienäppelschlacht begannen, schlurfte ich lustlos mit den vier Mädels, die anwesend waren, ganz hinten. Zum Glück hatten Isa und Mellie Musik auf ihren Handys, die machte wenigstens ein bißchen wach. Und es wurde dann doch ganz gemütlich, als die zwei nämlich begannen, mich über sämtliche Einzelheiten ihres Lebens zuzutexten. Und ihre Süßigkeiten großzügig an mich verteilten. "Denn...isch mach Kuchen, und denn....isch mach auch Kerze an. Denn....isch mach noch Bild. Voll süüüüüß, wa Frau Schmidt? Ich bin nämlich voll gut. Isch schwör!" Aber Mellie ist nicht nur voll gut, sondern auch ne ziemlich Heulsuse. "Denn hat der Fahrstuhl angehalten. Also stecken geblieben. Ich setz mich hin und hab erstmal rischtsch geheult. Denn...mein Vater...fragt 'Was heulst du?'" Mellie hat nicht nur Platzangst, sondern auch Angst vor Flugzeugen, Wasser, Spinnen, Dunkelheit und schlechten Träumen. Wie man bei so vielen Ängsten ein so normales Leben führen kann! Mellies Freundin Isa hat auch einiges von ihrem Leben berichtet, endlich mal, da weiß ich wieder bescheid und bin up-to-Date. Beide Mädels sind übereifersüchtig auf die Zehntklässlerinnen, weil die gerade Ausflug machen mit ihren Freunden. Über die Zicken sind das! (Also die Zehntklässlerinnen jetzt).

Die Jungs fanden die Wanderung insgesamt wahrscheinlich ziemlich öde, aber als wir einen Trimm-Dich-Pfad gefunden haben, hatten sie doch Spaß an den Ringen und Kletterstangen und haben mir Ethiklehrer Tim um Eis gewettet, wer wieviele Klimmzüge schafft. Zweimal haben wir Schüler im Wald verloren, aber zum Glück haben die Kids kräftige Lungen und konnten sich mit Schreien ganz gut mit uns verständigen. Die Idee, ein Taxi zu rufen wurde von den Schülern verworfen, als ihnen klar wurde, dass sie gar nicht sooooo genau wissen, wo sie eigentlich sind (im Wald, also, in Reinickendorf, also....aboooo, voll dumm, ich schwör, Frau Schmihidt, sagn Sie doch ma, wo wir sind...). Halb zwölf sollte der Wandertag vorbei sein, genau eine Minute später mussten wir noch 500 Meter zur Schule gehen und der Schülerprotest brach erneut über uns herein ("Ich verklag die Schule, jetzt isses schon 11:31 Uhr, und ich hab nen Mückenstich, das is voll unnötig!"). Aber fünf Minuten später hatten wir es alle geschafft. Morgen gehts dann weiter mit ganz normalen, entspannten Unterricht.

Montag, 20. Juni 2011

Endspurt

Die letzten Tage ziehen sich wie Kaugummi. Die Schüler haben jetzt, nachdem auch die allerletzten Konferenzen durch sind, aber wirklich gar keine Lust mehr, die Lehrer sind eh schwer zu motivieren und irgendwie sind alle schon auf Ferienmodus.

Meine 7., die ich heute morgen in den ersten beiden Stunden hatte, war lautstark und überlange darüber empört, dass wir morgen am Wandertag eine richtige...nun ja...Wanderung machen werden. Eigentlich wurde ihnen wegen ihres schlechten Verhaltens beim letzten öffentlichen Auftreten im Planetarium ja ein Tag lang Unterricht angedroht, aber jetzt ist die zweite Lehrerin, die mit mir zusammen den 6-Stunden-Tag stemmen sollte, krank geworden. Also bleibt das alles an mir hängen, und ich habe die besondere Ehre, mit 29 motzenden Teenagern morgen im Forst rumzulatschen, bis die 2,5 Stunden um sind und die Strafe hoch genug war. Das wird über die Quälerei, aber zum Glück kommt wenigstens Tim mit, der andere Vertretungslehrer, der heute ganz hilflos im Lehrerzimmer stand und (ganz leise) fragte: "Braucht noch jemand Unterstützung beim Wandertag?" Die anderen Lehrer hatten keine Chance, so laut, wie ich gleich "HIER" geschrien habe. Und Tim kennt sich zum Glück auch ein bißchen in dem Wald aus, durch den wir laufen müssen. Ich hätte mich wahrscheinlich am Stand der Sonne und an der Moosbewachsung der Bäume orientieren müssen, um zurückzufinden.

Mein 9. Sportklasse hat angenommen, dass ich ihnen die letzten Stunden einfach frei geben würde (klar, wäre ja auch logisch, Unterricht einfach ausfallen zu lassen ist ja auch eine gängige Praxis), und waren dementsprechend angkotzt, als ich ihnen das Spiel Baseball aufdrängelte. Über das dumme Spiel, ich schwör, ohne Sinn und so. War ich froh, als die beiden Sportstunden vorbei waren - irgendwie war ich noch nicht auf Wochenmodus gestellt und ein bißchen überwältigt von all dem Protest, der mir da in den vier ersten Stunden schon wieder entgegen geschleudert wurden. Aber das wird sich im Laufe der Woche bessern, v.a. morgen heißt es: hart sein und über den Protest und die Todesdiskussionen einfach abprallen lassen!

Donnerstag, 16. Juni 2011

Sportfest

Es war zu heiß heute, viel zu heiß. Todeswarm, wie es Gilian (mehrmals und lautstark) auf den Punkt brachte. Bei gefühlten 40 Grad hatten die Lehrer ganz schön am Sportfest zu knabbern. Die Schüler haben sich ganz gut benommen, es sind sogar mehr als die Hälfte gekommen. Sie haben sich angestrengt, und vor allem die Staffeln waren ein großer Erfolg. So weit, so gut. Aber die Lehrer....schwierig schwierig. Kein Wunder, dass die Schüler kaum auf Anweisungen reagieren, wenn selbst die Lehrer es erst beim vierten deutlichen Ausruf schaffen, sich am Start für die Staffeln einzufinden. Nein, es sind nicht alle Lehrer so, aber erschreckend viele. Ich finde, so ein Sportfest ist eine super Probephase: Alle Lehrer, die in der Schule arbeiten wollen, machen das mal mit, und danach wird entschieden. So als Casting, sozusagen.

Wie gut, dass wenigstens die Schüler heute super waren. "Meine" 7. hat die Staffel gewonnen und kam nachher ganz aufgeregt auf mich zugerannt: "Ey Frau Schmidt, sind Sie stolz auf uns? Wir ham gewonnen!!" - "Klar, ich habe nur euch die Daumen gedrückt und angefeuert." Wir klatschten ab und die Schüler waren sehr zufrieden. Ich auch.

Gloria aus der 7. kam nach dem Sportfest zu mir: "Frau Schmidt, können Sie tanzen?" - "Ähm..." - "Ich zeig Ihnen mal was!" Samba und Tango, sehr beeindruckend! Wirklich gut, das Mädel. "Ich komme ja aus Südafrika, da ist das unsere Kultur." Wie ich erfahre, ist Gloria seit 3 Jahren in Deutschland, ihre Muttersprache ist Spanisch, aber ihr Deutsch wirklich gut. Ihrer kleinen Schwester fiel die Umstellung leichter als dem Rest der Familie, aber inzwischen gefällt es Gloria sehr gut hier. Ich finde es immer wieder interessant, wenn Schüler mir von ihrem Leben erzählen. Und ich mag es sehr, wenn sie ihre Süßigkeiten mit mir teilen, wie Hassan das heute getan hat. Danke, ihr Lieben!

Mittwoch, 15. Juni 2011

Schonfastganzbald Ferien

Obwohl ja schon fast ganz Ferien sind (es sind weniger als 2 Wochen bis zum letzten Schultag), läuft der Unterricht ganz normal weiter. Seltsam irgendwie, einerseits sind alle in einer Art Glückseligkeit wegen der bevorstehenden 6 Wochen ohne Schule, andererseits aber auch im unglaublichen Schuljahresendstress. Zensuren müssen eingetragen werden, die letzten Klassenkonferenzen werden abgehalten, die Versetzungkonferenzen stehen an. Und das Sportfest, der Wandertag, die feierliche Zeugnisübergabe der 10. Und die Schüler drehen sowieso ab, jetzt, wo die Notenvergabe quasi abgeschlossen ist.

Vor der ersten Stunde standen die vier Siebtklässlerinnen, die am Freitag fast an dem Wasser aus dem Wasserhahn, das sie im Sportunterricht trinken mussten, gestorben wären, vor dem Lehrerzimmer. Sie haben sich entschuldigt für ihr alberndes Verhalten. Süß! Aber natürlich auch berechnend: Sie hoffen, dass ich nun den Eintrag in das Klassenbuch wieder zurück nehme. Mache ich natürlich nicht. Mache ich nie. Aber niedlich, wie die Schüler das immer wieder denken.

Ich hatte heute meine 7. im Sport. Wir haben Kugelstoßen geübt, die Schüler hatten das noch nie gemacht und großen Spaß daran. Nachdem ich alles erklärt und vorgemacht habe und auf die häufigsten Fehler hingewiesen hatte, fragte Hassan: "Ey Frau Schmidt, und dafür ham Sie mehrere Jahre studiert? Das is doch übereinfach!".

Mit der 9. hatte ich heute eine Vertretungsstunde, in der ich uns allen etwas Abwechslung gegönnt habe: Die Jungen haben einen Fußball bekommen und waren glücklich, ich habe mit den Mädels die Geräteräume der Sporthalle aufgeräumt und sauber gemacht. Sehr gemütlich. Ganz kurz gab es Stress, weil zwei Mädels sich im Umkleideraum verschanzt hatten und kaum dazu zu bewegen waren, nach unten in die Halle zu kommen. Als ich mit Tadel drohte, hieß es gleich: "Oha, Frau Schmidt, was regen Sie sich denn so auf?" Ja, was rege ich mich eigentlich auf? Die zwei bleiben eh sitzen, da ist eh nichts mehr zu machen....

Mit der anderen Neunten habe ich noch einmal für die Pendelstaffel morgen beim Sportfest geübt. Skandal!! "Nee, ich lauf ganz bestimmt nich. Überpeinlich!", "Ey Frau Schmidt, das ist ohne Sinn.", "Über die Scheiße hier, ich lauf nich." 12 Schüler brauchen wir pro Klasse als Läufer - ich hätte nie gedacht, dass das soooo schwer sein könnte. Wir werden sehen, wer morgen überhaupt kommt. Ich glaub ja, dass es nicht viele sein werden - umso besser für uns, da haben wir auch weniger Stress!

Freitag, 10. Juni 2011

Super Friday

Heute war die Schule nur schön. Ich hatte drei Stunden, das Wetter war angenehm, die Schüler ausnahmslos so nett, dass ich mich über niemanden richtig ärgern musste. Und das Temperaturempfinden hat mich mal wieder überrascht: Bei 20 Grad, leichtem Wind und Sonne fanden es die meisten Mädels aus der 10. "viel zu kalt" um draußen Sport zu machen. Die 8. hat mich aber schon morgens nach Kurzstunden gefragt: "is doch überwarm heute". In Englisch haben sie sich ganz gut benommen, sie hatten einen Text zu bearbeiten, den ich zum Kontrollieren mitgenommen habe (damit ich über das lange Pfingstwochenende auch beschäftigt bin). Die Schüler hoffen jetzt auf die letzten Tage alle, ihr Zensuren mindestens um 2 Werte zu verbessern, deswegen strengen sie sich gerade alle unglaublich an. Wie schön!

Donnerstag, 9. Juni 2011

Es geht um unsere Gesundheit!

Der Tag hat heute gut angefangen: Kurz vor der ersten Stunde (Englisch mit der schlimmen 8.) standen zwei Schülerinnen vor dem Lehrerzimmer und überbrachten die Nachricht, dass heute morgen nur ungefähr die Hälfte der Klasse anwesend sei und die anderen erst zur zweiten Stunde kommen würden. Ich dachte sofort: "Yes, endlich kann ich mal ordentlichen Unterricht machen!!!!" und fragte mit seeeehr strengen Lehrerinnengesichtsausdruck: "Und warum?" Irgendwie gab es gestern ein Missverständnis mit der Klassenlehrerin, die die Frage der Schüler, ob in der ersten Stunde Musikunterricht wäre, verneinte. Und wer hätte dann nicht geschlussfolgert, dass die erste Stunde also ausfallen müsste (dass wir schon seit 6 Wochen jeden Donnerstag Morgen Englisch haben, spielt in der Schülerlogik keine Rolle). Und was soll ich sagen: Der Unterricht war SUPER! Die 15 Schüler waren ruhig, haben mitgearbeitet und sich ganz gut benommen. Nur am Ende ist alles wieder ein kleines bißchen eskaliert, als nämlich der Rest der Klasse ab halb 9 angekleckert kam und sich jeder Einzelnde lautstark darüber empörte, dass jetzt eine Stunde unentschuldiges Fehlen im Klassenbuch stehen würde. Die Anwesenden waren gerne bereit, auch dem Letzten noch seeeeeehr detailgetreu auseinanderzusetzen, was jetzt wie passiert war. Auf die letzten 15 Minuten Unterricht musste ich also verzichten, was aber gar nicht schlimm war, weil wir vorher soviel Stoff wie sonst in zwei Stunden geschafft haben.

In der 5. und 6. hatte ich Vertretung in einer 7. Stunde - Sport (meine 7. war leider nicht da...). Die Klasse kenne ich überhaupt noch nicht, deswegen wollte ich den Schülern und mir eine Freude machen und sie in der Turnhalle spielen lassen. Erst lief auch alles ganz gut und die Kinder waren begeistert von Rugby und Baseball. Aber nach der ersten Stunde bestürmten mich die Schüler, in die Umkleidekabinen zu dürfen, um etwas zu trinken. Das erlaube ich aber generell nicht, weil v.a. die Schülerinnen diese Gelegenheit zu gerne für einen kleinen Kaffeeklatsch da oben nutzen und die Kinder außerdem immer schön nacheinander nach oben schlendern, sodass für mindestens 30 Minuten kein Spiel mehr zustande kommen könnte. Aber ich bin ja kein Unmensch, deswegen habe ich erlaubt, dass die Schüler Wasser aus dem Wasserhahn im Waschraum trinken dürfen - ein SKANDAL!! Anscheinend hat den Schülern irgendjemand erzählt, dass Wasser auf gar keinen Fall getrunken werden dürfte, denn es erhob sich ein Protestgeschrei allererster Güte. Das ginge ja gar nicht, das mögen sie nicht, dieses eklige Wasser, das ist voll ungesund, sie haben über den Durst, gleich kippen sie um, gleich trinken sie aber wirklich Wasser aus der Toilette, ja, jetzt haben sie wirklich Wasser aus der Toilette getrunken ("Gut, dann habt ihr ja jetzt keinen Durst mehr." - "Ihh, Frau Schmidt, das war nich ernst gemeint. Dasiss jawohl überecklig. Trinkn Sie imma aus Toilette?"), jetzt haben sie Bauchschmerzen vom Wasser, und wenn jetzt alle nacheinander umkippen wie die Fliegen bin ich ganz alleine daran Schuld, gleich platzt auch noch einer vor Wut - und: "Es geht doch um unsere Gesundheit!" Frau Schmidt ist hart geblieben und konnte sich nach dem Unterricht anhören (die Umkleidekabinen sind sehr hellhörig), wie scheiße sie ist, wie total gemein, Frau Awos würde das auch immer anders machen, und überhaupt....ermüdend!

Mittwoch, 8. Juni 2011

Ein Gewitter, ein Gewitter. Und Regen!

Nachdem es die letzten Tage todeswarm war, war es heute überschwül. Zum Glück schwitzt unser Direktor auch schnell, denn auch heute gab es wieder Kurzstunden. In der 8. habe ich erstmal die Klausur ausgeteilt, die ganz gut ausgefallen ist. Die meisten haben sich gefreut, die meisten sind nicht sitzen geblieben, da mussten Klausuren verglichen werden, Fragen gestellt, um Punkte gefeilscht, gejubelt und geheult werden. Nach ungefähr 10 Minuten habe ich die allermeisten Fragen klären und die allermeisten Schüler dazu überreden können, sich wieder zu setzen. Eigentlich war jetzt Textarbeit angesagt. Aber NEIN, ein unglaubliches, unerwartetes, noch nie gesehendes, verrücktes Ereignis spielte sich draußen ab: Es regnete. Überdoll. Todesdoll! "Frau Schmidt, es regnet!", wies mich Cenk netterweise auf das Wetter hin, als ich versuchte, das durch Wind und Regen aufgesprungene Fenster zu schließen und schon ordentlich Wasser abgekriegt hatte. "Wussten Sie das?", schob Kim hinterher. Aber es kam sogar noch schlimmer. Ich hatte gerade fast alle fast ganz ruhig bekommen, als Hüssein aufgeregt und erschrocken aufschrie: "Donner! Ein Gewitter!!" - ich hatte noch gar nichts gehört. Aber die anderen waren total verschreckt! "Waaaas, ein Gewitter? Ohaaa, gefährlich.". "Frau Schmidt, ham wir Blitzableiter anner Schule?". "Ey Frau Schmidt, könnn wir rausgehn?". "Ahh, schonwieder ein Donner" (jetzt hatte ich tatsächlich ein leises Grollen gehört). "Frau Schmidt, es regnet. Wussten Sie das?". "Is Gewitter gefährlich?". "Voll cool das Gewitter." - "Bist du dumm?! Gewitter is voll gefährlich." - "Ne. Ist überschön." - "Halt mal die Fresse jetzt. Frau Schmidt, Gewitter is doch gefährlich, ne?!" ... Zum Glück hatten wir nur 30 Minuten, da konnte ich der Diskussion relativ schnell entfliehen. Zwischendurch habe ich versucht, den Text vorlesen zu lassen. Versucht. Dabei blieb es.

Schön auch die 7. Stunde: Die 9klässler sind schulmüde, von 30 Schülern waren 15 da. Okay, 8 haben auch eine Klausur nachgeschrieben, die anderen haben aber geschwänzt. Trotzdem wollte ich die Schüler die längst überfälligen 1000m laufen lassen. Mutig sind wir raus auf den Sportplatz - und waren erstmal kurz ratlos: Die Laufbahn stand komplett unter Wasser. Also habe ich den Jungen erlaubt (war eh nur ein Mädchen da), Fußball zu spielen. Gerade, als sie mitten auf dem Platz standen, ging das Gewitter wieder los - erschreckend nah dieses Mal. Trotz der Proteste der Schüler, die ausgerechnet jetzt unbedingt draußen bleiben wollten (wollen sie sonst NIE) scheuchte ich alle wieder zurück in die Halle. Die Stunde war dann auch schon fast um. Zum Glück kann man Jungs mit einem Fußball immer glücklich machen!

Dienstag, 7. Juni 2011

Klassenkonferenz

Heute war mein kurzer Dienstag, und dank Kurzstunden hatte ich sogar schon 11:10 Uhr Schluss. Trotzdem musste ich nachmittags noch einmal in die Schule (Schulweg: 40Minuten!). Die Lehrer und die Schulleitung sowie Eltern- und Schülervertreter versammelten sich, um den Fall Nils zu diskutieren. Nils ist ein netter 7.klässler, der mir bisher durchweg positiv aufgefallen ist (nicht aus der schlimmen 7., aus der Parallelklasse). Ich unterrichte ihn allerdings auch in Sport, und wenn ich ihm verspreche, dass er vor jeder Stunde für 10 Minuten einen Fußball von mir bekommt, tut er alles für mich!

Aber Nils hat großen Mist gebaut, Übermist sozusagen: Er hat, nachdem er einen Eintrag bekommen hat, das Klassenbuch "verschwinden" lassen. Hat es einfach mit nach Hause genommen und dort in seinem Zimmer versteckt. Die Klassenlehrerin war in heller Panik, das Lehrerzimmer, sämtliche Fachräume und die Sporthallen wurden umgekrempelt, Lehrer zu Hause angerufen...nichts. Paul, der auch noch Klassenbuchverantwortlicher war, half bei der Suchaktion tatkräftig mit und verschwieg auch auf Nachhfrage die kleine Tatsache, dass das Buch sicher bei ihm im Zimmer lag. Erst als seine Klassenlehrerin von seinem Eintrag erfuhr und zusätzlich von einem Klassenkameraden einen Tip bekam, daraufhin Nils Mutter anrief und die daraufhin sein Zimmer durchsuchte, flog die ganze Sache auf. Die Folge wurde heute besprochen. Das verschwundene Klassenbuch ist aber nicht Nils einiziges Vergehen: Im Laufe des Schuljahres hat er schon einen Mitschüler mit einem Buch geschlagen, einem anderen einen Nackenklatscher mit Verletzung gegeben und die Mutter seiner Klassenkameradin beleidigt, obwohl er wusste, dass die Mutter tot ist und Beleidigungen dieser Art absolut nicht angebracht sind. Ach ja, und er hatte den Unterricht mehrmals gestört. Und das vom netten Nils!! Ich war etwas erschrocken und habe dann dem Antrag auf einen schriftlichen Verweis (steht dann in der Schülerakte) und Androhung auf Versetzung in die Parallelklasse zugestimmt. Das Schlimme: Nils ist noch einer von den netten Schülern, da gibts ganz andere!!


Wie war mein Tag sonst so? Englisch mit der 7., muss ich mehr sagen?! Heute ging es darum, dass ich aussähe wie eine Moderatorin bei RTL und sich die Kinder absolut vorstellen können, wie ich im Fernsehen auftrete, blablabla. Als ich mit Nachsitzen drohte dann das Zitat des Tages von Cem: "Ey Alter, das ist voll dumm, ey, ich schwör, ohne Sinn!". Genau!!!

Montag, 6. Juni 2011

Hartz IV TV

Eigentlich hatte ich heute morgen gute Laune. Nach den Mini-Herrentagsferien war ich wirklich ausgeruht und hatte mich auf meine Schüler gefreut. Aber schon in den ersten beiden Stunden haben sie mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Die 7. war außer sich vor Wiedersehensfreude - schließlich mussten sie ganze vier Tage ohne einander auskommen. Da musste natürlich erstmal besprochen werden, was übers Wochenende so passiert ist: Geburtstag gehabt (Karomitk), Hand in der Tür eingeklemmt und überschwer verletzt (Mellie), Megaübertodeshitze (alle). Klar, dass die modalen Hilfsverben da nebensächlich sind. Also lockerer Einstieg: Ich habe den Kindern die Möglichkeit gegeben, durch ein Referat über das Thema ihrer Wahl ihre Note zu verbessern. Ganze zwei Schüler haben das genutzt. Zwei! Aber klar, die anderen hatten es jetzt nicht sooo nötig. 4 oder 5 reicht ja auch aufm Zeugnis. Also zwei Vorträge - über London und über das London Eye. Obwohl, Vorträge...naja, eher Vorgelesenes von Wikipedia (was da der Inhalt des Textes war, habe wohl nur ich verstanden). Nach Beenigung der Vorträge war leider immer noch gaaaanz viel Stunde übrig und wir mussten uns mit den modalen Hilfsverben beschäftigen. Haben wir auch gemacht - aber nur nebensächlich. Hauptthema war diesmal: Hartz IV TV. "Ey Frau Schmidt, guckn Sie Hartz IV Fernsehen?" (Mellie). "Nein, um die Zeit sitze ich immer am Schreibtisch und kontrolliere eure Arbeiten" (Autsch, großer Fehler: Nie, niemals auf solche Diskussionen einlassen!!! Nicht im Unterricht!!!!!). "Haha, und dabei guckt sie immer 'Verdachtsfälle'" (Gilian). "Ich mag 'Familien im Brennpunkt bessa. Das is übergeil! Habt ihr gestern gesehn wo....." (Charly). Es folgt eine hitzige Diskussionen über die Vor- und Nachteile aller Nachmittagssendungen, die zwischen 14 und 18 Uhr laufen. Ich drohe mit Vokabeltest. Kurze Aufmerksamkeit auf die Hilfsverben, dann...."Ich hab voll den Todessonnenbrand." sagt Charly und zieht ihr Shirt runter - feuerrot!!! "Ihhhhh, haste dich nich eingecremt??" ruft Volkan vom anderen Ende der Klasse. "Ich hab ne Sonnenallergie." - "Seid doch ma leise, sonst schreibt sie n Vokabeltest!" - "Fresse Hassan! Misch du dich da nich ein ey.". Gut, da war das Maß voll. Der Vokabeltest ist aber gar nicht sooo schlecht ausgefallen. Aber die Schüler hatte ich damit natürlich gegen mich "Ey Frau Schmidt, voll gemein!!! Das is unfair, echt!" Die letzten 5 Minuten wollte ich also Entspannung für alle und habe einen Hörtext bearbeiten lassen: Ein Lied von Bruno Mars, Lückentext, zuhören, ausfüllen, fertig. Aber klar, das Lied war natürlich totaaaaaal uncool, überdumm sozusagen, und Frau Schmidt wurde heimlich ausgelacht, weil sie son Schrott hört.

Und auf diese Schüler habe ich mich gefreut? Mh, warum nochmal???