Der Lehrer



"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

Gerecht soll er sein, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Erziehungsdefizite der Elternhäuser ausgleichen, Sucht-Prophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler und Schülerinnen gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige. Mit einem Wort:

Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nord-südlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Orten ankommen."


(Prof. Müller-Limmroht, "Züricher Weltwoche", 02.06.1988)




Donnerstag, 16. Juni 2011

Sportfest

Es war zu heiß heute, viel zu heiß. Todeswarm, wie es Gilian (mehrmals und lautstark) auf den Punkt brachte. Bei gefühlten 40 Grad hatten die Lehrer ganz schön am Sportfest zu knabbern. Die Schüler haben sich ganz gut benommen, es sind sogar mehr als die Hälfte gekommen. Sie haben sich angestrengt, und vor allem die Staffeln waren ein großer Erfolg. So weit, so gut. Aber die Lehrer....schwierig schwierig. Kein Wunder, dass die Schüler kaum auf Anweisungen reagieren, wenn selbst die Lehrer es erst beim vierten deutlichen Ausruf schaffen, sich am Start für die Staffeln einzufinden. Nein, es sind nicht alle Lehrer so, aber erschreckend viele. Ich finde, so ein Sportfest ist eine super Probephase: Alle Lehrer, die in der Schule arbeiten wollen, machen das mal mit, und danach wird entschieden. So als Casting, sozusagen.

Wie gut, dass wenigstens die Schüler heute super waren. "Meine" 7. hat die Staffel gewonnen und kam nachher ganz aufgeregt auf mich zugerannt: "Ey Frau Schmidt, sind Sie stolz auf uns? Wir ham gewonnen!!" - "Klar, ich habe nur euch die Daumen gedrückt und angefeuert." Wir klatschten ab und die Schüler waren sehr zufrieden. Ich auch.

Gloria aus der 7. kam nach dem Sportfest zu mir: "Frau Schmidt, können Sie tanzen?" - "Ähm..." - "Ich zeig Ihnen mal was!" Samba und Tango, sehr beeindruckend! Wirklich gut, das Mädel. "Ich komme ja aus Südafrika, da ist das unsere Kultur." Wie ich erfahre, ist Gloria seit 3 Jahren in Deutschland, ihre Muttersprache ist Spanisch, aber ihr Deutsch wirklich gut. Ihrer kleinen Schwester fiel die Umstellung leichter als dem Rest der Familie, aber inzwischen gefällt es Gloria sehr gut hier. Ich finde es immer wieder interessant, wenn Schüler mir von ihrem Leben erzählen. Und ich mag es sehr, wenn sie ihre Süßigkeiten mit mir teilen, wie Hassan das heute getan hat. Danke, ihr Lieben!

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