Der Lehrer



"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

Gerecht soll er sein, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Erziehungsdefizite der Elternhäuser ausgleichen, Sucht-Prophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler und Schülerinnen gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige. Mit einem Wort:

Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nord-südlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Orten ankommen."


(Prof. Müller-Limmroht, "Züricher Weltwoche", 02.06.1988)




Montag, 9. Mai 2011

Liebe 7. Klasse: BITTE nehmt den Unterricht ernst!!!

Ich bin sauer! Und zwar richtig sauer!!! Auf meine 7. In der letzten Woche wurde das für die Schüler wirklich schwierige Thema „summary“ eingeführt. Heute sollte die Klasse nun das erste Mal selber ran und eine Zusammenfassung schreiben – Aufstöhnen, Protest, Verweigerung, Rumgeschreie. Alles nichts Neues, die Schüler meckern IMMER, wenn mal wieder eine neue Aufgabe auf sie zukommt. Aber dieses Mal war der Protest nachhaltiger und die Anzahl der Verweigerer („Ich kann das nicht! Also mache ich das auch nicht.“; „Neeee, das ist viel zu schwer!“;“Man Frau Schmidt, das geht nicht.“; „Ist mir egal, ob das in der Klassenarbeit auch rankommt, dann schreib ich eben ne 6.“) war viel zu hoch. Alles Zureden meinerseits („Ihr habt genügend Zeit zum Üben, wir gehen hier ganz kleinschrittig vor, nutzt die Handouts, die ihr bekommen habt, haltet die Reihenfolge ein, versteht erst den Text, bevor ihr losschreibt, bitte bitte fangt nicht sofort an zu schreiben sondern denkt erst mal nach, schreibt nicht den Text ab, sondern benutzt eigene Worte – UND HALTET VERDAMMT NOCHMAL DIE KLAPPE; WENN ICH MIT EUCH REDE!!!“) stießen natürlich auf taube Ohren, sodass ich dann ohne weitere Erklärungen (überflüssig, wenn eh keiner zuhört) die Aufgabe gegeben habe, einen Text zusammen zu fassen. Und dann gleich nach der Schule einen Elternbrief geschrieben, in denen ich diese dazu auffordere, doch mal mit ihren lieben Kleinen zu reden, von wegen: Verweigerung des Unterrichtsstoffes ist ziemlich blöd, weil ja darüber eine Klassenarbeit geschrieben wird und so….vielleicht erreiche ich wenigstens die Eltern. Und wenn nicht, dann können sie sich nachher wenigstens nicht beschweren, wenn der Schnitt der Arbeit nicht besser als 4,5 ist.

Zwei gute Erlebnisse hatte ich aber heute auch noch:
1. Ein 9.klässler, den ich im Sport unterrichte, fragte mich heute sehr stolz: „Können Martin und ich einen Ball bekommen?“ und sah mich erwartungsvoll an. Ich habe sofort geschaltet und ihm zu diesem Satzbau gratuliert, denn seit ich ihn unterrichte, spricht er genauso von „Ich und Martin….“, wie ich ihn verbessere („Martin und ich heißt das!“). Yes, ein pädagogischer Erfolg!!! Hat nur 10 Wochen gedauert, bis er das drauf hatte!


2. Eine 8.klässlerin, die mich durch ihr disziplinloses Benehmen im Unterricht (quatschen, zu spät kommen, trinken..) echt nervt, stand heute vor dem Lehrerzimmer und hat sich bei mir entschuldigt!!! Ja, wirklich!!! Wahrscheinlich hat sie ihr Klassenlehrer unter Androhung irgendeiner Höchststrafe dazu gezwungen, aber trotzdem: Danke, Marcella! Hoffentlich merke ich im Unterricht, dass sie es wenigstens auch ein bisschen ernst meint mit der Entschuldigung.

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