Der Lehrer



"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

Gerecht soll er sein, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Erziehungsdefizite der Elternhäuser ausgleichen, Sucht-Prophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler und Schülerinnen gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige. Mit einem Wort:

Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nord-südlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Orten ankommen."


(Prof. Müller-Limmroht, "Züricher Weltwoche", 02.06.1988)




Dienstag, 16. August 2011

Aboooo, was das?

Der erste Schülerkontakt heute bei der Hofaufsicht. Zwei kleine, sehr sehr niedliche Fünftklässler kommen schüchtern auf mich zu und einer spricht mich mutig mit seiner piepsigen Kinderstimme an: "Ist das hier die Essenspause?" - "Ähm, ja, also wenn du Essen mithast, kannst du es jetzt essen." - "Also gibt es keine Frühstückspause im Klassenraum?" - "Äh, nein. (Gibts die? Ich weiß nicht, aber ich kanns mir nicht vorstellen.)" Die beiden Jungen sehen sich an: "Komm, wir gehen dahinten hin, da können wir sitzen und essen." Süß!!

Kurz darauf Getuschel in meinem Rücken. Drei oder vier große Schüler - ungefähr 9. Klasse sehen mich an. Einer traut sich: "Sind Sie Frau Jung?" - "Nein." - "Oh, 'tschuldigung."


Und dann der Sportunterricht. Ich war begeistert von den Schülern! Alle waren da, alle hatten ihr Sportsachen dabei, alle haben erst zugehört und dann mitgemacht. Alle!! Okay, die Lehrer und alle anderen Referendare haben mir schon von den Schülern vorgeschwärmt, aber ich kann nun alles bestätigen. Und dann, als sich nach dem Unterricht alle umgezogen hatten und nach Hause gingen, verabschiedete sich jeder Schüler einzeln und wünschte mir - jetzt kommts - einen "schönen Tag noch".

Auch die Mädels vom Gymnastik/Tanz Zwölfer Kurs sind wirklich lieb. Mir wurde nur etwas anders, als ich gefragt habe, wer denn welche Tanzerfahrung hat: "Ich tanze seit 15 Jahren Ballett." - "Ich bin jetzt seit 9 Jahren im Ensemble im Friedrichsstadtpalast. Nebenbei gebe ich HipHop Stunden." - "Ich mache Latein-Amerikanischen Tanz. Also Turniere und so." - "Ich mach Jazz, Ballett und ein bißchen HipHop." Okay, also ich persönlích habe ja gar keine Tanzerfahrung, bis auf das bißchen Kurs an der Uni. Also werden wir viiiieeeel Freiarbeit und Kreativität fördern, dann können mir die Mädels zeigen, was sie drauf haben.




Fazit des ersten Schultages nach den Sommerferien: Der erste Eindruck ist super, ich hoffe, dass die Schüler weiterhin so lieb bleiben und dass sich auch das Kollegium als nett herausstellt (bis jetzt kenne ich noch lange nicht alle Lehrer). Leider darf ich erst Freitag wieder hin, morgen und übermorgen habe ich Seminare.

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